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Wuppertaler Rundschau,  23. September 2016

Kommentar von Nicole Bolz: "Warum die Alte Feuerwache mehr als Zustimmung braucht"

nicole bolz"Mit einem Appell, Kinderarmut zu bekämpfen, verhält es sich etwa so wie mit Forderungen nach einem höheren Gehalt, mehr freien Tagen oder Schokolade für alle: Wer das verspricht, dem ist die Zustimmung sicher. Und die Sympathien gleich dazu. Das Tragische an dieser uneingeschränkten Einigkeit ist – sie wirkt mitunter wie ein Narkotikum. Wo man sich angesichts des Elends ergriffen auf die Schulter klopft , da fehlt es am belebenden Widerspruch und an konstruktiven Diskussionen. Aber genau die braucht es, um etwas bewegen zu können. Von Nicole Bolz

Zu beobachten ist dies bei der Alten Feuerwache. Gerade erst mit dem WDR-Kinderrechtepreis ausgezeichnet und zum 25. Geburtstag einmal mehr mit warmen Lobes-und Dankesworten überschüttet, kämpfen Joachim Heiß und Jana-Sophia Ihle einen harten Kampf gegen die Trägheit der Zustimmung. An Lob und Anerkennung mangelt es dem Team der Alten Feuerwache sicher nicht – und das ist auch gut so. Aber was nutzen die schönsten Worte, wenn die Taten fehlen? Wenn das Geld einfach nicht da ist (sagt die Politik), die Große Kooperation nicht handelt (sagt die Opposition), es Sache von Land und Bund ist (sagt die Kommune) und es so viele wichtige Projekte in der Stadt gibt, die man unterstützen muss (sagen viele – zum Glück nicht alle! – Sponsoren). Gegen all das lässt sich ganz schwer argumentieren. Und statt konkreter Hilfe gibt es gegenseitige Schuldzuweisungen, bei denen die Kinder ganz schnell wieder zur Nebensache werden.

Um diese Trägheit zu durchbrechen, erzählen Ihle und Heiß vom Alltag ihrer Arbeit. Von den Ausnahmen, die längst die Regel sind in Wuppertal: Kinder, denen es am Nötigsten mangelt. Die kein angemessenes Essen bekommen, keine vernünftige Kleidung, die im Winter in Sandalen herum laufen oder nach 22 Uhr über die Straße irren. Kinder, die schon in ihren jungen Jahren an Depressionen leiden, die aufgrund der Konflikte der Eltern aggressiv sind – oder sich vor der Welt zurückziehen, weil sie sich schon jetzt abgehängt fühlen. Und das völlig zu Recht.

Studien beweisen es: Armut ist erblich. Kinder aus sozial schwachen Familien schaffen es so gut wie nie, die Abwärtsspirale zu durchbrechen. Einmal am unteren Ende der Gesellschaft, bleibt ihnen die soziale Teilhabe verwehrt, genau wie die Chance auf Perspektive und Entwicklung. Wie bitter ist das, wie unverständlich: Ein reiches Land wie Deutschland, in dem die Konjunktur brummt, lässt seine Kinder einfach zurück.

Das ist keine Frage von Mitleid oder linkem Gedankengut: Eine Gesellschaft, die ihre Kinder so vernachlässigt, der es nicht gelingt, die Kinder wieder zu integrieren, ihnen gesundes Essen und warme Kleidung, Bildung und Zuwendung – eine Perspektive zu geben, die verspielt ihre eigene Zukunft. Denn wie sollen diese Kinder später zu wichtigen und stabilen Pfeilern der Gesellschaft werden? Von den Folgekosten gar nicht zu reden. In Wuppertal gelten ein Drittel der Kinder als arm. Es ist ein nüchternes Rechenbeispiel, wohin das führt.

Die gute Nachricht ist: Es gibt Lösungen. Die Alte Feuerwache hat sie und lebt sie mit den "8samkeitsgruppen" eindrücklich vor. Und keine Sorge: Die Erfolge gibt es nicht nur in Form lachender Kinder, sondern auch in handfesten Zahlen, nachzulesen in der aktuellen Broschüre zur "8samkeitsgruppe". Die Idee eines Kindergartens, der die Kleinsten abholt und ihnen die bestmögliche Bildung gibt, ist ein weiterer Baustein. Er könnte ein tragfähiges Modell sein, übertragbar auf andere Quartiere, die ganze Stadt – und darüber hinaus. Wuppertal könnte damit einmal mehr etwas erschaffen, das ein positives Signal nach außen sendet: Ja, wir sind arm, aber wir finden uns nicht damit ab. Wir haben innovative Konzepte gegen Kinderarmut. Wir lassen das nicht zu!

Andreas Mucke hat im Wahlkampf immer wieder die Bedeutung von Prävention hervorgehoben, explizit die Arbeit der Alten Feuerwache gelobt. Im Rundschau-Interview sagte er damals: "Es kann nicht sein, dass ein Projekt wie die '8samkeitsgruppe' der Alten Feuerwache ausschließlich durch Spenden finanziert wird. Bei sowas werde ich aktiv als politischer OB agieren und alle Fraktionen mit einbeziehen." Bis jetzt ist das nicht geschehen. Man kann so ein Problem sicher nicht in einem Jahr lösen – aber man sollte jetzt damit beginnen, damit es nicht nur leere Worte bleiben. Davon gibt es genug."

 

Ein deutlicher Kommentar.

Vielen Dank, Nicole Bolz, für die klare Stellungnahme.

Preisverleihung am 18. September 2016

WDR ehrt Engagement für Kinderrechte

Kinderrechtepreis 2016 145 150dpi

In Köln wurde am 18. September 2016 der WDR Kinderrechtepreis verliehen. Anlass war der Weltkindertag am 20. September. Den ersten Preis erhielt das Duisburger „Kinder- und Jugendhaus Beeck“, das Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen ein Zuhause bietet. Der zweite Preis wurde an „burundikids e.V.“ vergeben. Das Kölner Hilfswerk kümmert sich um Straßenkinder in Burundi, einem der ärmsten Länder der Welt. Mit dem dritten Preis wurde die „Alte Feuerwache Wuppertal“ für ihre Bemühungen gewürdigt, hochbelasteten Kindern Stabilität und eine verlässliche Perspektive zu bieten. Das Kölner Aktionsbündnis „Kinder mit Behinderungen in Pflegefamilien e.V.“ wurde mit einem nicht dotierten Sonderpreis geehrt.

NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hob als Schirmherrin des Preises seine Bedeutung hervor: „Ich bin immer wieder begeistert, wenn ich erlebe, wie Kinder und junge Menschen sich für ihre eigenen Rechte und für die Rechte von Anderen einsetzen. Wir alle tun gut daran, Kindern und Jugendlichen mehr Raum für dieses Engagement zu geben. Der WDR-Kinderrechtepreis macht genau das – und ist genau deshalb überaus wichtig: Er schafft einen Raum für Engagement, Demokratie und Solidarität. Und davon können wir nicht genug haben.“

Prominenter Gast bei der Verleihung war unter anderem WDR-Intendant Tom Buhrow. Er betonte den hohen Stellenwert des Preises für den Sender: „Man kann gar nicht oft genug sagen, wie wichtig die Rechte von Kindern für unsere Gesellschaft sind – und wie oft sie immer noch missachtet werden, auch bei uns in Deutschland. Umso wichtiger ist es, dass der WDR denjenigen eine Bühne schenkt, die sich engagiert für Kinder einsetzen – und die vielleicht nicht immer die Wertschätzung bekommen, die sie verdienen.“

Das Preisgeld beträgt insgesamt 5.500 Euro. Der erste Preis ist mit 2.500, der zweite mit 2.000, der dritte mit 1.000 Euro dotiert. Zur Jury gehörten mehrere Experten für Kinderrechte und Vertreter von Kinderhilfswerken, ein Vertreter der NRW-Landesregierung sowie WDR-Hörfunkdirektorin Valerie Weber. Daneben entschied eine gleichberechtigte Kinderjury von acht Kindern im Alter zwischen acht und elf Jahren über die Preisvergabe.

Der WDR setzt mit dem Kinderrechtepreis seit 1996 ein wichtiges Zeichen zur Bekanntmachung und Umsetzung von Kinderrechten in Nordrhein-Westfalen. Die Auszeichnung wird alle zwei Jahre verliehen, dieses Jahr zum 11. Mal.

 

3. Preis

Alte Feuerwache Wuppertal

Das gesunde Kinderhaus!

Die Alte Feuerwache in Wuppertal ist ein internationales Jugend- und Begegnungszentrum. Seit 25 Jahren kümmern sich dort Menschen darum, die Lebenssituation und Perspektive von Kindern und Jugendlichen aus benachteiligten Familien zu verbessern. Eines der Projekte ist "Das gesunde Kinderhaus" und zielt darauf ab, eine breite Angebotspalette unter einem Dach zu vereinen: Die Gesundheits- und Bildungsförderung etwa wird durch kostenloses Mittagessen, Hausaufgabenhilfe und die Ausstattung mit Kleidung umgesetzt. Gleichzeitig bietet das Projekt auch familientherapeutische Beratung und Freizeitaktivitäten an. Das Projekt "8-samkeitsgruppen" bietet kleinen Gruppen von hoch belasteten Kindern mit Hilfe verlässlicher und konfliktsicherer Bezugspersonen eine emotionale und soziale Basisversorgung in allen relevanten Lebensbereichen an. Eine Studie hat bereits den Erfolg dieser Arbeit nachgewiesen.

 

Wuppertaler Rundschau, 01. Oktober 2016

Mucke macht Kasse für die Feuerwache

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Wuppertal. "Das ist eine Bereicherung für Wuppertal", befand Oberbürgermeister Andreas Mucke bei der großen Eröffnung des Ikea-Einrichtungshauses in Nächstebreck. Und lobte: "Hier wurden 85 Millionen Euro in weniger als einem Jahr verbaut. Das finde ich phänomenal."

Dann legte er gleich mal mit Hand an: Eine Stunde lang arbeitete der OB an der Kasse mit. Und zwar nicht für Spaßfotos, sondern für einen sehr guten Zweck: Der Erlös aus seinem tatkräftigen Einsatz geht an die Alte Feuerwache. Nicht die einzige gute Tat am Eröffnungstag, denn zuvor hatte die Ikea-Stiftung bereits mit einem 20.000-Euro-Scheck an die Wuppertaler Kindertafel ein lokales Zeichen gesetzt.

Apropos lokal: Besonders ist der neue Ikea nicht nur wegen seiner außergewöhnlich lichtdurchfluteten Räume. In der Markthalle gibt's auf Initiative des Stadtmarketings sogar schöne Wuppertal-Bilder.

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