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Gastbeitrag aus der Westdeutschen Zeitung vom 14. August 2015

Ein soziales Netz für jedes Kind – eine Vision

Von Jana-Sophia Ihle (Pädagogische Leitering der Alten Feuerwache)

Jedes dritte Kind in Wuppertal gilt als arm. Die Alte Feuerwache will keines zurücklassen.

Wuppertal. Vincent ist neun Jahre alt. Er hat gute Voraussetzungen, die Schule erfolgreich zu absolvieren, seine Interessen auszubauen und ein selbstwirksamer Mensch zu werden. Sollte es in seinem engen Beziehungsgeflecht zu schwerwiegenden Ereignissen kommen, wie zum Beispiel dem Verlust eines wichtigen Menschen, so werden da vertraute Personen sein, die das soziale Netz um ihn enger schließen und einen Fall ins Bodenlose verhindern.

Als Sammy mit neun Jahren zur Alten Feuerwache kommt, befindet er sich im freien Fall. Die Mutter gestorben, der Vater allein und überfordert, Misserfolge in der Schule, ein Leben in chronischer Armut. Ihm fehlt ein soziales Netz, das ihn auffängt und ihm hilft, sich zu entwickeln.

Armut kann man riechen, schmecken und fühlen

Sammy weiß, wie Armut schmeckt: Nach chinesischen Tütennudeln, die im Magen aufquellen und ein schnelles Sättigungsgefühl versprechen. Sammy weiß, wie Armut riecht: Nach Schimmel in der kleinen Wohnung. Und Sammy weiß, wie sich Armut anfühlt: Nach der sicheren Überzeugung, dass ihm weiterhin Schlimmes widerfahren wird und er nichts dagegen tun kann. Er erfährt, dass er hilflos ist und sein Leben nicht gestalten kann.

Gefangen in einer Abwärtsspirale aus Misserfolg, Ablehnung und Perspektivlosigkeit entwickeln Kinder wie er problematische Verhaltensweisen und weisen stark erhöhte Depressionswerte auf. Ihre Prognosen sind schlecht, ein erfolgreicher Bildungsgang unwahrscheinlich. Eltern, durch ähnlich belastende Lebenssituationen geprägt und mit den Erschwernissen des Alltags allein, resignieren nicht selten angesichts solch immenser Belastungen.

Armut bedeutet: Schlechte Bildung, schlechte Gesundheit, keine Teilhabe am gesellschaftlichem Leben und massive Vereinzelung.

Auch Kinder wie Sammy sind die Zukunft unserer Stadt. Da sind wir in unserer Verantwortung herausgefordert. Was wollen wir ihnen mit auf den Weg geben?

Die Wissenschaft propagiert es längst: Der einzig wirksame Weg, die Abwärtsspirale solcher Kinder aufzuhalten, die einzig effektive Armutsprävention, liegt in aufrichtiger und vorbehaltsloser Zuwendung. Nur eine stabile Beziehung kann den schlechten Prognosen der betroffenen Kinder etwas entgegensetzen.

Diese Erkenntnis haben wir uns in der Alten Feuerwache zur Maxime unserer Arbeit erhoben: Jedes Kind erfährt von Anfang an die glaubwürdigen Zuwendung einer erwachsenen Bezugsperson, die sich um die soziale und emotionale Basisversorgung kümmert. Erst dann, so unsere Erfahrung, fällt kulturelle, soziale und schulische Bildung auf fruchtbaren Boden, und Teilhabe kann wachsen.

Sammy hat seinen Verbündeten in der Feuerwache gefunden. Er ist nun nicht mehr alleine mit den Herausforderungen von Schule und Alltag, und auch der Vater weiß, wo er Unterstützung und Wertschätzung findet. Es ist der erste Schritt im Kampf gegen eine gespaltene Gesellschaft, es ist der Anfang eines sozialen Netzes.

Um es engmaschig und tragfähig zu machen, braucht es eine Vision, die alle Wuppertaler Bürger teilen: Geboren in Wuppertal - geboren in ein soziales Netz, geknüpft von Bürgerinnen und Bürgern, von Nachbarinnen und Nachbarn, von gestärkten Institutionen, kurzum von einer solidarischen Stadt. 

  • Zum Original-Artikel auf der WZ-Website ...
  • Meldung aus der Westdeutschen Zeitung vom 1. August 2015:

    WZ 01.08.2015

    Kinderfest2016

    Am Samstag den 17.9.2016 findet in der Alten Feuerwache anlässlich des Weltkindertages ein Kinderfest statt. Außerdem feiert die Alte Feuerwache ihr 25-jähriges Bestehen. Fast auf den Tag genau, am 21.9.1991, öffnete die Alte Feuerwache zum ersten Mal ihre Türen für große und kleine Besucherinnen und Besucher.

    Ab 14.00 gibt es auf dem Außengelände und in der Alten Feuerwache ein abwechslungsreiches Programm. Um 14.30 Uhr kommt der Kasper. Die Gebrüder Labbe zeigen das Puppenspiel: Toldrian und der Bär Tobias. Außerdem treten auf der Bühne in der großen Wagenhalle u. a. der Kinderzirkus und die Theatergruppe der Alten Feuerwache und die Band „7 Cats“ auf.

    Der Kinderschutzbund Wuppertal unterstützt das Fest mit einem Bewegungsparcours in der kleinen Wagenhalle. Der Erlebnisraum und der Kletterturm sind geöffnet. Im Innenhof der Alten Feuerwache, wo sonst das Open-Air Kino stattfindet, findet ein Kickerturnier statt. Hier wird der „Gathe- Meister“ ermittelt.

    Offenes Haus

    An diesem Tag öffnet die Alte Feuerwache alle Türen im gesamten Haus. Die Besucherinnen und Besucher können durch das Haus schlendern. In den Räumen auf der 1.Etage gibt es u.a. Schmink- und Malangebote und eine Nähwerkstatt. Im Literacyraum wird vorgelesen, der Jugendraum ist geöffnet, im nächsten Raum kann Schach gespielt werden.

    Natürlich darf die Feuerwehr nicht fehlen. Auf dem Außengelände können die Kinder unter fachmännischer Aufsicht Brände löschen. Hier auf dem Außengelände gibt es auch eine Popcorn- und einen Burgerstand der Lions- Clubs Wuppertal Bergisch Land und Wuppertal Schwebebahn.

    Die griechische Gemeinde zeigt Folklore, eine Feuershow rundet das Programm ab.

    Kaffee und Kuchen gibt es im Cafe der Alten Feuerwache, Hier kann man sich über die Arbeit der Familienhebammen und das Cafe Kinderwagen informieren. Auch stellt sich hier das Flüchtlingsbüro Nordstadt vor. Der Künstler Christian von Grumbkow stellt hier einen Teil seiner Bilder aus, die auch gekauft werden können. Mit dem Erlös können Deutschkurse für geflüchtete Kinder und Jugendliche finanziert werden.

    Moderiert wird der Tag durch Dörte Bald und Björn Krüger.

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