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Wuppertaler Rundschau, 28. Oktober 2017

Alte Feuerwache baut einen Kindergarten

WupRundschau28.10.17

Joachim Heiß, Jana-Sophia Ihle und Astrid Ippig (von li.) am Standort des geplanten Kindergartens. FOTO: Rundschau

 

Wuppertal. In Zusammenarbeit mit dem Verein "forum" soll eine fünfgruppige Tageseinrichtung an der Nordbahntrasse entstehen – und damit die Situation in Elberfeld etwas entspannen. Von Anna Woznicki

 "Aus dem Weg, hier komme ich!", tönt es beim Betreten des Geländes der Alten Feuerwache an der Gathe. Ein Fahrrad saust vorbei, der Basketball fliegt und eine Horde Mädchen springt hüpfend und lachend mit ihren Seilchen vorbei. Hier tobt das Leben. Hier ist das kinderreichste Viertel in ganz Wuppertal.

Seit 25 Jahren bietet der soziale Träger Alte Feuerwache Kindern, Jugendlichen und ihren Familien vielfältige soziale und kulturelle Angebote in einem Quartier, in dem die Folgen wachsender Armut jeden Tag spürbar sind. Familienhebammen, Sprachkurse, offene Treffs oder Frauengruppen unterstützen die benachteiligten Familien.

"Wir wollen eine lückenlose Begleitung schaffen, Chancengleichheit fördern. Doch das ist in der momentanen Situation nicht möglich. Dazu hat Wuppertal viel zu wenige Kita-Plätze", sagt Joachim Heiß, Geschäftsführer des multikulturellen Begegnungszentrums Alte Feuerwache.

Die Lösung heißt: "Wir bauen einen Kindergarten" – So steht es auf den Flyern und Plakaten, die zurzeit in ganz Wuppertal zu sehen sind.

Sie sind der Start für eine große Spendenkampagne der Alten Feuerwache. Zusammen mit dem Verein "forum e.V"., der sich für die Integration von Menschen mit Handicap einsetzt, baut die Alte Feuerwache auf einem 4.000 Quadratmeter großen Grundstück an der Nordbahntrasse eine neue, fünfgruppige Tageseinrichtung für Kinder von null bis sechs Jahren.

Tägliche künstlerische und kulturelle Aktivitäten sollen hier eine zentrale Rolle spielen. "Auch arme Kinder sollen in der Kita einen Zugang zu Kunst, Musik und Tanz erhalten. Gerade stressbelastete Kinder müssen besonders aufgefangen werden, damit sie überhaupt bereit sind, sich auf Lernprozesse einzulassen", sagt Jana-Sophia Ihle, Sozialpädagogin der Alten Feuerwache. Das aber alles ohne zusätzliche Elternbeiträge.

Deshalb sucht die Alte Feuerwache noch Sponsoren für den Kulturkindergarten. Zusätzliche Mittel werden nicht nur für Kulturpädagogen oder die besondere Innenausstattung der Einrichtung, wie Werkstätten, Ateliers und Instrumente, benötigt, sondern auch für besonders qualifizierte Mitarbeiter, die beispielsweise die Versorgung gefährdeter Kinder sicherstellen, mit Jugendamt und Therapeuten kommunizieren und die Konzeptentwicklung, Organisation und Koordination mit Kultur- und Bildungsinstitutionen betreuen. Mit 20.000 Euro Spendenbedarf sind die Träger zunächst über Crowdfunding gestartet. Knapp 4.000 Euro wurden bisher gespendet.

"Genau hier soll es hin!" Joachim Heiß beschreibt mit seinem Finger den Standort des zukünftigen Kindergartens. "In die Mitte kommt eine große Piazza, der Treffpunkt des ganzen Hauses. Der Aufbau hat Dorfcharakter, ist offen und Rückzugsort zugleich", beschreibt Astrid Ippig. Sie ist die zukünftige Leiterin des Kulturkindergartens. "Es ist etwas ganz Besonderes, schon bei der Entstehung und Konzeption dabei sein zu können!"

Noch ist nichts zu sehen. Doch in ein paar Wochen soll es losgehen. Der Kindergarten wird im August 2018 mit zunächst zwei Gruppen seine Pforten öffnen. Mütter mit Kinderwagen ziehen vorbei. Väter, die ihren Kindern gerade das Fahrradfahren beibringen. Für sie alle ist der Kindergarten eine Chance. Die Familien des Quartiers bekommen somit ein Mehr an Lebensqualität und ein Stück mehr an Zukunft.

"Wuppertal ist, was die Kita-Plätze angeht, Schlusslicht in Deutschland", betont Joachim Heiß. "Da mussten wir einfach etwas tun. Wir hoffen, dass uns noch viele Spenden erreichen, um dieses Projekt nicht nur zu realisieren, sondern auch weiter in seiner Qualität halten zu können."

von Anna Woznicki

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